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Pfarrbrief der Pfarrei St. Marien Wassenberg

 


 

Pfarrbrief St Marien

Pfarrbrief Juli 2024

Liebe Schwestern und Brüder,

Benedikt von Nursia

- Schutzpatron Europas

 

Ora et labora - Bete und arbeite.

Das Zitat kennen wohl die meisten Menschen als Hinterlassenschaft vom Ordensgründer des Benediktinerordens, dessen Gedenktag wir am 11.Juli feiern und den ich Ihnen in diesem Monat besonders anempfehlen möchte: den Heiligen Benedikt von Nursia. Aber so, wie das manchmal mit Zitaten ist, ist auch dieses Zitat ein nicht korrekt überliefertes Narrativ. Inhaltlich geht es in dieser geistigen regula sinngemäß um die Relevanz des Zusammenwirkens von Gebet und Arbeit.

„Ora et labora“ als benediktinische Aussage findet man dort so aber nicht, wenngleich Benedikt das Zusammenspiel von Kontemplation und Arbeit sowie einen geordneten Tagesablauf ausdrücklich hervorgehoben hat. Unbestritten ist allerdings, dass der Ordensgründer Benedikt die „regula benedicti“ tatsächlich selber verfasst hat.

Die benediktinische Lehre wurde grundlegend für alle Benediktinerklöster und im weiteren Verlauf der Geschichte auch fruchtbringend für viele spätere Orden, wie zum Beispiel den Orden der Franziskaner und der Zisterzienser. Sie geht unter anderem davon aus, dass alle, die in einer (monastischen) Gemeinschaft leben gleiche Achtung und Wertschätzung verdienen. Unabhängig von Tätigkeit und Rang, unabhängig davon, ob Abt oder Mitbruder. Obwohl sie eine Jahrhunderte alte Regel ist (ca. 540 n.Chr.), erscheint sie doch in ihren Grundzügen auch heute noch aktuell und überraschend modern. „HÖRE“ ist das erste Wort der benediktinischen Regel. Am Anfang seiner Regel steht nicht das Handeln oder das befehlende Wort, sondern das Hinhören des Menschen. Hören auf Gottes Stimme, hören auf den Heiligen Geist - hören auf das Gegenüber. Ein Mensch sein, der hinzuhören weiß! Der benediktinische Grundgedanke möchte das Leben einer Gemeinschaft in ein demokratisches, christliches Miteinander führen: in ein Miteinander des Hinhörens, des Dialoges, der Akzeptanz, des einander zugewandt sein - im Dienst für verantwortliche Entscheidungen zum Wohl aller. Und insofern kann die benediktinische Regel überall dort bedeutsam werden, wo Gemeinschaft gesucht, erhalten oder gestiftet werden soll: in Familien, Institutionen, Gemeinden und sogar Staat.

Die benediktinische Lehre hat das christliche Abendland maßgeblich über viele Jahrhunderte in Zivilisation und Kultur geprägt. Somit war es nur konsequent, dass Papst Pius XII den heiligen Benedikt zum „Vater Europas“ ernannt hat, da er über viele Jahrhunderte durch seine Lehre ein christlich- demokratisches Verständnis mitangebahnt hat.

Ebenso konsequent war auch, dass Papst Paul VI den Heiligen Benedikt 1964 zum ersten „Schutzpatron von Europa“ erhoben hat, um das demokratische, christliche Erbe aller europäischen Länder unter seinen Schutz zu stellen. Und so haben wir durch den Heiligen Benedikt einen starken Fürsprecher, dem wir den Erhalt der christlichen Grundwerte, den Erhalt der Demokratie, den Erhalt des Miteinanders, den Erhalt der Dialogbereitschaft und des Hinhörens anvertrauen können.

 

Im Nachklang der jüngst vergangenen Europawahl scheinen mir diese Werte immer mehr in Bedrängnis zu geraten.

 

Heiliger Benedikt,

Bitte für Europa.

Bitte für unser Land.

Bitte für uns.

Amen

 

Ihr

Diakon Arno Zweden