Geschichtliches

Steinkirchen-Effeld, St.Martin

Als 1118 Graf Gerhard von Wassenberg das dortige St. Georgstift gründete, stattete er es u.a. aus mit der Hälfte der Kirche Steinkirchen. Diese muß schon hier gestanden sein, als die Orte der Umgebung noch Holzkirchen hatten. Sie war das Gotteshaus für die benachbarte Ortschaft Effeld. 1406 erhielt das Wassenberger Stift das Kollationsrecht der Kirche. 1430 schenkte der Bischof von Lüttich, Johann von Heinsberg (1419-1455), die Einkünfte der Kirche dem Heilig-Geist-Stift in Rurmond; das Recht, dem Archidiakon von Kempenland den
Pfarrer für Steinkirchen zu präsentieren, behielt aber das Georgstift Wassenberg. 1560 hatte die Pfarre 250 'Kommunikanten'. Sie gehörte zum Landdekanat Wassenberg des Bistums Lüttich. 1804 wurde sie Sukkursale (Pfarre) im Kanton Heinsberg des Bistums Aachen.
Durch die Bulle 'De salute animarum' von 1821 kam das Gebiet zum Erzbistum Köln. Bei dessen Organisation 1827 wurde Steinkirchen dem neuen Dekanat Wassenberg zugeteilt.
1909 baute man unter großen Opfern der Bewohner in Effeld eine Herz-Jesu-Kirche, und nach dem Bau auch eines Pfarrhauses 1930 wurde der Pfarrsitz nach Effeld verlegt.


Pfarrkirche zum hl. Bischof Martin von Tours (Steinkirchen)

Die erste Kirche wurde vielleicht noch vor 1000 gebaut als Saalkirche. In der Mitte des 16. Jh. baute man den Westturm an diese Kirche. Im 19. Jh. war die Kirche baufällig geworden. 1869 wurde Heinrich Wiethase, Köln, mit den Plänen für einen Neubau unter Beibehaltung des Turmes beauftragt. 1871 wurde das alte Kirchenschiff abgebrochen. Im April 1874 konnte der Neubau benediziert werden. Im Kriegsjahr 1945 wurde der Turm gesprengt. 1976 war die Kirche notdürftig wiederhergestellt.
2000 erfolgte die Sicherung der Bausubstanz insbesondere der Gewölbe.
Dreischiffige, dreijochige Backsteinhalle, Kreuzrippengewölbe mit Schlusssteinausbildung im Mittelschiff, die sehr schmalen Seitenschiffe haben Tonnengewölbe, hinter Triumphbogen der Altarraum in Breite des Mittelschiffs, bestehend aus Chorjoch und fünfseitigem Chorschluss, nördlich am Chorjoch die zweigeschossige Sakristei, der Westturm ist dreigeschossig mit Treppenturm an der Südseite und niedrigem, achtseitigem Helm.
Heinrich Wiethase stellt hier zwar noch einen neugotischen Kirchenbau her, jedoch wird der Übergang zur der Formensprache des „Art-deco-“ erkennbar.
Anmerkung: Das Gebäude wird zurzeit nur sporadisch genutzt. Die durchgeführten Sanierungen der letzten Jahrzehnte sind nur als Notsicherung zu bezeichnen. Für den regelmäßigen Gottesdienst wird die Kirche in Effeld genutzt.


Herz-Jesu-Kirche in Effeld

1908 richtete der Kapellenbauverein Effeld e.V. an das Generalvikariat Köln ein Gesuch um Baugenehmigung. Am 26. Mai 1909 wurde der Grundstein gelegt, und im Juli 1910 wurde die Kirche benediziert. 1911 übertrug der Kapellenbauverein Grundstück und Kirche der Kirchengemeinde Steinkirchen. Im Kriegsjahr 1944/45 wurde die Kirche stark beschädigt.
Die Restaurierung und Renovierung leitete Wilhelm Andermahr, Wassenberg. 1976 wurde der Chorraum neu gestaltet. Der Plan war von C. Joseph Ritzenthaler, Hückelhoven. Am 27. November 1976 war feierliche Weihe des Altars.
Einschiffiger, teilweise verputzter Backsteinbau, nach Norden ausgerichtet, das südliche der vier Joche ist verbreitert und hat an seiner Ostseite den schlanken Turm mit gefugtem Backsteinsockel und Pyramidenhaube, das nördliche Joch hat an der Westseite eine Verbreiterung und dahinter eine stumpfwinklige Wandverbindung zum eingeschnürten Altarraum, der in einer Halbkreisapsis schließt; in der Ostecke des Jochs ein spitzbogiges Stichkappengewölbe und darunter das Sakramentshaus. 100 Sitzplätze. Das Bauwerk ist ein für die Zeit typischer Bau im so genannten Heimatstil, an norddeutsche Backsteingotik erinnernd. Nur wenige Kirchenbauten wurden in unserer Gegend in verwandter Formensprache erstellt.

 

Aachen Juli 2011
Elmar von Reth
Realschematismus für die Diözese Aachen
Herausgegeben vom Bischöflichen Generalvikariat
Rheinische Druckerei Ag Gladbach –Rheydt 1933
Handbuch des Bistums Aachen
Dritte Ausgabe
Herausgeben vom Bistum Aachen
Kuhlen Verlag Mönchengladbach, 1994
Karl Franck-Oberaspach und Edmund Renard
Die Kunstdenkmäler des Kreises Heinsberg
Schwann Verlag Düsseldorf 1906